Die Sache mit dem Salz ist so ein Thema für sich…die Einen lieben ihr Essen salzig und salzen immer schon vor dem Probieren nach und den Anderen ist überall zu viel Salz drin. Doch wie genau sieht eigentlich die richtige Salzmenge aus und was hat Salz in der Schwangerschaft für Auswirkungen?

Eine Zufuhr von maximal 6 Gramm Salz pro Tag wird empfohlen.
Salz…
…besteht aus Natrium und Chlorid. Kurz: Natriumchlorid. Sowohl Natrium als auch Chlorid sind für uns Menschen lebensnotwendige Mineralstoffe. Natrium reguliert unseren Wasserhaushalt, den Blutdruck und den Säure-Basen-Haushalt. Außerdem erhält es das Membranpotenzial aufrecht und ist für den aktiven Transport von Molekülen über die Zellmembran verantwortlich. Chlorid wird vor allem für die Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks benötigt. Daneben reguliert es den Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt. Chlorid ist Bestandteil der Magensäure und verantwortlich für Verdauung und Erregerabwehr und reguliert enzymatische Prozesse und Blutdruck.
Natriumchlorid ist also sehr wichtig für den Körper und es sollte nicht komplett darauf verzichtet werden. Allerdings liegt die Empfehlung für die maximale Salzzufuhr bei 6 Gramm pro Tag. Aktuell liegen wir noch deutlich über dieser Grenze. Männer nehmen täglich in etwa 10 Gramm, Frauen 8,4 Gramm Salz zu sich. Eine zu geringe Salzzufuhr, also weniger als 1500 Milligramm, gilt als gesundheitsgefährdend. Ein zu hoher Salzkonsum wirkt sich jedoch zweifelsfrei auch negativ auf die Gesundheit aus. Aber wie viel im individuellen Fall «zu viel» ist, ist nicht ganz einfach zu beurteilen. Denn der Natriumkonsum sollte nicht nur isoliert, sondern beispielsweise auch im Verhältnis zum Kaliumkonsum betrachtet werden. Ist dieser niedrig, fällt ein erhöhter Natriumkonsum gesundheitlich stärker ins Gewicht, als wenn reichlich Kalium über die Ernährung aufgenommen wird. Dieser, genetische, sowie weitere Faktoren spielen eine Rolle beim Thema Salzkonsum und Gesundheit.
Ödeme
Viel Natrium und wenig Kalium lassen häufig Ödeme entstehen, denn sie binden Wasser im Zellzwischengewebe. Im Normalfall helfen Hausmittel wie Beine hochlegen, Bewegung, entwässernde Kräutertees und salzarme Kost. In der Schwangerschaft gilt das für die meisten allerdings nicht!
Wenn sich in der Schwangerschaft Ödeme bilden – vor allem in den Beinen – ist das zunächst ganz normal: Der Körper braucht mehr Flüssigkeit um die Blutmenge zu erhöhen – Mutter und Kind lagern in den 9 Monaten 1,5 – 3 Liter Gewebeflüssigkeit ein, und bauen 1,2 bis 1,5 Liter mehr Blutmenge auf. Dazu kommt noch das Fruchtwasser mit max. 2 Liter, das vor der Geburt auf ca. 0,8 bis 1 Liter sinkt. Außerdem schützt ein üppigeres Gewebe vor Verletzungen. Und der Körper sammelt Reserven für die Geburt mit ihrem Blutverlust.
Oft schwellen neben Armen und Händen besonders die Beine im letzten Trimester an. Das liegt nicht nur am Gewicht des wachsenden Kindes, das auf die Blutgefäße drückt. Auch die “Wadenpumpe”, die das Blut in den Venen Richtung Herz drückt, ist in der Schwangerschaft schwächer. Das verlangsamt die Fließgeschwindigkeit des Blutes – dadurch diffundiert mehr Flüssigkeit ins umliegende Gewebe. Denn auch die Blutgefäße werden in der Schwangerschaft weicher und durchlässiger. In dem Fall hilft mehr Bewegung, nicht zu viel sitzen und nicht zu viel zunehmen. Aber nicht – wie man es gelernt hat – salzarm essen…

In der Schwangerschaft benötigt der Körper sogar eine erhöhte Salzzufuhr.
Schwanger = mehr Salz essen???
Früher dachte man, in der Schwangerschaft muss vermehrt Salz reduziert werden. Auch ich machte damals Reistage mit viel Obst – habe also viel Kalium zu mir genommen. Und ich verzichtete viel auf Salz. Zum Glück ist das gut gegangen…heute weiß man schon viel mehr darüber.
Wenn sich in der Schwangerschaft der Blutdruck erhöht, ist salzarm zu essen nämlich ein schlimmer Fehler und verstärkt sogar den Effekt. Aber warum reagiert der Körper während der Schwangerschaft so anders auf Salz?
Eine wichtige Rolle spielt dabei das Aldosteron. Es wird auch als Salzhormon bezeichnet, weil es den Natrium-Kalium-Haushalt reguliert. Und genau diese Regulation scheint – vor allem im ersten Trimester der Schwangerschaft – erhöht zu sein und Natrium im Körper zurückzuhalten, um das Blutvolumen zu erhöhen. Das Inselspital in Bern führt seit Jahrzehnten Untersuchungen dazu durch und kommt zum Schluss, dass das Natrium im Salz während der Schwangerschaft eine andere Wirkung als gewohnt hat: Es scheint nämlich einen erhöhten Blutdruck zu senken.
Untersuchungen beweisen das Phänomen
Am Inselspital wurden Untersuchungen an schwangeren und nicht-schwangeren Frauen gemacht. Dabei wurde die Reaktion nach Salzkonsum untersucht. Während bei nicht-schwangeren Frauen eine vermehrte Salzaufahme zur Hemmung des Salzhormons Aldosteron führte, war dies bei schwangeren Frauen weniger der Fall und auch der Blutdruck stieg bei ihnen nicht an. Damit der Einfluss von Kochsalz auf den Blutdruck von Schwangeren bestätigt werden konnte, haben Forscher einen zweiten Vergleichstest durchgeführt. Es wurde 25 nicht-schwangeren und 25 schwangeren Frauen Kochsalz zur Ernährung hinzu gegeben. Bereits nach einer Woche erhöhter Salzzufuhr konnte bei nahezu allen schwangeren Frauen eine Blutdrucksenkung festgestellt werden. Im Gegenteil dazu stieg der Blutdruck nicht-schwangerer Frauen im Schnitt an.
Das deckt sich mit den Erfahrungen der Arbeitsgemeinschaft Gestose-Frauen. Den ersten Bericht dazu las ich vor etwa 25 Jahren in der Zeitschrift „Eltern“, für die ich seit Jahrzehnten im Bereich Ernährung arbeite. Das war damals revolutionär und wurde von der Wissenschaft nicht unterstützt. Im Gegenteil: Es entsprach nicht der Lehrmeinung und wurde bekämpft.

Etwa einen Teelöffel mehr pro Tag sollten schwangere Frauen zu sich nehmen.
Heute wird gerade im ersten Trimester eine salzreiche Ernährung empfohlen. Frauen mit einem Gewicht von bis zu 70 kg sollten ca. 1 TL Salz zusätzlich zu sich nehmen, also insgesamt etwa bis zu 20 Gramm. Das kann auch durch ein natriumreiches Mineralwasser passieren. Oder man gibt das Salz in seine Trinkwasserflasche und trinkt es über den Tag verteilt. Je mehr Körpergewicht, desto mehr Salz. Besonders gefährlich wird es, wenn sich die Ödeme plötzlich bilden mit bis zu 1 kg Zunahme pro Woche – und wenn sie auch nachts nicht abschwellen, wenn Kopfweh und Schmerzen im Oberbauch dazu kommen. Dann unbedingt sofort zum Arzt. Der nimmt Urinproben – wenn der Urin Eiweiß enthält, droht eine Schwangerschafts-Gestose.
Als Vorbeugung empfehlen die Leitlinien 150 Milligramm ASS pro Tag – und reichlich Salz.
Aber welches Salz ist zu empfehlen?
Ich bin für das „Gelbe“. Weil es nicht nur mit Jod und Fluor angereichert ist, sondern auch mit Folsäure. Und das auch in der Familienernährung eine wichtige Rolle spielt. Jod ist in der Schwangerschaft so wichtig, dass eine Supplementierung von 100 – 150 Mikrogramm pro Tag empfohlen wird. Das B-Vitamin Folsäure wird schon vor der Schwangerschaft in einer Dosierung von 400 Mikrogramm empfohlen, weil es für die Zellteilung essentiell ist – ein Mangel hat Fehlbildungen beim Kind zur Folge. Fluor dient zur Härtung des Zahnschmelzes und beugt Karies vor.
Salz kann eine Supplementierung nicht ersetzen, denn nur knapp 20 % unseres Salzkonsums stammt aus eigenem salzen. 20 % sind natürlich in Lebensmitteln enthalten. Der Rest geht auf Fertigprodukte zurück von Brot über Käse, Fleischwaren, Räucherfisch bis Fertiggerichte. Trotzdem leistet angereichertes Salz einen wichtigen Beitrag in der Familienkost.
Rezept für Schwangere mit Bluthochdruck
Stevan Paul hat ein tolles Rezept, das für Frauen in der Schwangerschaft mit Bluthochdruck wie gemacht ist…besonders an heißen Tagen:
Salziges Limettenwasser
1 TL Salz mit Saft und Abrieb einer unbehandelten Limette gut verrühren. Etwas zerstoßenes Eis zugeben und mit mindestens 100 Milliliter Mineralwasser aufgießen. Erfrischend und wohltuend nicht nur bei Hitze. Schmeckt auch mit etwas mehr Mineralwasser.
Wenn ihr wissen wollt, welche Lebensmittel in der Schwangerschaft tabu sind, schaut mal in das Video. Und wie sich das Mikrobiom eures Kindes entwickelt erfahrt ihr in meinem Blogpost.
Wenn ihr wissen wollt, welche Lebensmittel in der Schwangerschaft tabu sind, schaut mal in das passende Video. Und wie sich das Mikrobiom eures Kindes entwickelt erfahrt ihr in meinem Blogpost dazu.