In Vorbereitung auf die Feiertage passiert es uns wohl allen: Wir kaufen zu viel ein. Ein Becher Schlagsahne mehr, ein Stückchen Käse als Reserve. Aber wie lange könnt ihr diese noch lagern oder bedenkenlos genießen? Und was passiert, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten wurde?

Die meisten Lebensmittel sind mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen.
Lebensmittelverschwendung und MHD
In deutschen Privathaushalten landen circa 6 Mio. Tonnen Lebensmittel im Jahr im Müll. Das macht pro Kopf rund 75 Kilogramm, wobei etwa die Hälfte der Lebensmittel noch genießbar wäre. Einer der Gründe für diese Lebensmittelverschwendung ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, kurz MHD. Es gilt für viele als Signal, Lebensmittel bei Überschreiten dieses Zeitpunktes ungeöffnet in den Müll zu werfen.
Was sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum aus?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum bezeichnet den Zeitpunkt, zu dem man ein verschlossenes Lebensmittel mindestens verzehren und lagern kann und es dabei noch seine spezifischen Eigenschaften wie Geruch, Farbe, Konsistenz, aber natürlich auch Geschmack behält. Sofern ein Lebensmittel besondere Aufbewahrungs– und/oder Verwendungsbedingungen erfordert, müssen diese angegeben werden.
Die spezifischen Eigenschaften müssen bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums in unveränderter Form erhalten bleiben. Zudem darf das Produkt nicht gesundheitsschädlich sein. Häufig verlassen sich die Verbraucher jedoch blind auf das MHD, anstatt auch die beschriebenen Eigenschaften zu überprüfen.
Schaut euch dazu auch mein Video an:
Was tun bei Überschreitung des MHD?
Bei richtiger Lagerung können die Lebensmittel häufig auch noch nach Ablauf des MHD verzehrt werden. Eure Sinne sind gefragt: anschauen, riechen und dann probieren! Schaut euch auch die Verpackung an. Ist diese unversehrt, überprüft das Lebensmittel selbst. Ab dem Zeitpunkt, wo die Verpackung geöffnet wird, gelangen Sauerstoff, Feuchtigkeit und Mikroorganismen an das Lebensmittel. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die „Alterung“ – es verliert an Frische und Haltbarkeit. Auch dann noch sollte man mit den eigenen Sinnen überprüfen, ob das Lebensmittel noch verzehrt werden kann.
Haltbarkeit verschiedener Lebensmittel
Behauptungen über Lebensmittel und deren Haltbarkeit sind oft hartnäckig, jedoch nicht immer richtig.
Trockene Produkte
- Mehl beispielsweise müsst ihr nicht zwingend nach Ablauf des MHD entsorgen. Sieht es aus wie sonst auch und riecht wie immer? Dann ist es meist noch genießbar. Generell gilt, Mehl trocken und kühl sowie im Dunklen lagern, um die Haltbarkeit zu maximieren.
- Gleiches gilt für Getreide, Nudeln und Reis. Verschlossen und trocken gelagert sind diese sich noch Monate nach Ablauf des MHD haltbar.
- Anders ist es bei Gewürzen. Sie sind im geöffneten Zustand am besten nach Ablauf des MHD zu entsorgen. Da sie häufig neben dem Topf mit kochendem Wasser stehen, können sich schnell Bakterien und Keime ansiedeln. Werden sie trocken und kühl gelagert, sind sie auch nach Ablauf des MHD genießbar – sie verlieren lediglich ihre Würzkraft.
Getränke
- Für Kaffee oder Kakao gilt ebenfalls, dass sie ungeöffnet länger als das angegebene MHD verzehrfähig sind. Werden sie jedoch geöffnet, verlieren sie schnell an Geschmack. Daher sollte es in eurem eigenen Interesse liegen, sie rechtzeitig zu verbrauchen.
- Das MHD auf Mineralwasser erstaunt VerbraucherInnen immer wieder. Die EU-Lebensmittelverordnung schreibt auch für Mineralwasser die Deklaration mit einem MHD vor. Zwar hält Mineralwasser dunkel und kühl gelagert deutlich länger, als das MHD vorgibt, allerdings ist eine Veränderung im Geschmack möglich. Vor allem, wenn es warm gelagert wird und sich Mikroorganismen vermehren. Kohlensäure hemmt das Keimwachstum. Auch die Art der Flasche beeinflusst die Haltbarkeit von Mineralwasser. In PET-Flaschen geht die Kohlensäure meist schneller verloren und Sauerstoff dringt schneller in die Flasche ein. Besser sind Glasflaschen.
Kühlpflichtige Produkte
- Bei gekühlten oder tiefgekühlten Lebensmitteln ist es vor allem wichtig, die Kühlkette einzuhalten. Tiefkühlkost ist dann ungeöffnet auch noch einige Monate nach dem MHD genießbar.
- Milch- und Milchprodukte werden häufig sofort nach Ablauf des MHD entsorgt. Frischmilch – auch ESL – sollte geöffnet nach ca. 5 Tagen verbraucht werden, H-Milch nach ca. 7 Tagen. Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Sahne sind mindestens noch mehrere Tage danach haltbar. Wenn der Deckel sich wölbt, sind sie verdorben (Ausnahme: Kefir, der gärt und CO2 produziert).
Bei Schimmelbefall gilt generell: Ab damit in den Müll! Eine Ausnahme bildet Hartkäse, bei dem die befallenen Stellen großzügig weggeschnitten werden können.

Verderbliche waren werden mit einem Verbrauchsdatum gekennzeichnet.
Haltbarkeit von Fisch und Fleisch
Wie geht es weiter mit frischem Fleisch und Fisch? Hier ist Vorsicht geboten, da sie als verderbliche Waren gelten und mit dem Verbrauchsdatum, anstatt dem MHD gekennzeichnet werden müssen. Und hier gibt es einen entscheidenden Unterschied.
Verbrauchsdatum
Vorsicht beim Ablauf des Verbrauchsdatums. Das MHD, bei dem es um die Qualität des Lebensmittels geht, grenzt sich ab vom sogenannten Verbrauchsdatum, das die Lebensmittelsicherheit thematisiert. Mit dem Verbrauchsdatum müssen verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch, Vorzugsmilch, vorgeschnittene Salate sowie Räucherfisch gekennzeichnet werden. Bei diesen besteht eine Gesundheitsgefahr aufgrund von Keimen bei Überschreiten dieses Zeitpunktes, die ihr nicht zwingend mit bloßen Augen sehen könnt. Der Unterschied lässt sich einfach anhand zweier Formulierungen merken:
- Produkte mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum werden mit „mindestens haltbar bis…“ gekennzeichnet. Diese könnt ihr gegebenfalls auch noch nach Ablauf des MHD konsumieren. Dazu einfach die Sinne sprechen lassen. Es heißt schließlich nicht „sofort tödlich ab…“.
- Das Verbrauchsdatum ist aufgedruckt mit „zu verbrauchen bis…“. Hier gilt: nach Ablauf – weg damit!
Lebensmittel ohne Mindesthaltbarkeitsdatum
Vielleicht sind euch schon verpackte Lebensmittel aufgefallen, die weder das Mindesthaltbarkeits- noch das Verbrauchsdatum tragen. Das sind Lebensmittel, die aufgrund ihrer Eigenschaften oder ihrer Zusammensetzung dauerhaft genießbar sind. Dazu gehören unter anderem alkoholische Getränke mit über 10 Volumenprozent, alkoholfreie Getränke von mehr als 5 Litern, Speisesalz (mit Ausnahme von jodiertem Speisesalz), Zucker, Kaugummi, weinähnliche und schaumweinähnliche Getränke.
Kennzeichnung mit Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum
Lebensmittel mit dem MHD werden vollständig mit Tag, Monat und Jahr gekennzeichnet. Beim Verbrauchsdatum wird das Jahr gegebenfalls nur zur Unterscheidung angeben. Hierbei sind jedoch Angaben zur richtigen Lagerung verpflichtend. Diese solltet ihr einhalten, um den Verderb von Lebensmitteln zu verhindern.

Gewürze verlieren beispielsweise ihre Gewürzkraft – einfach mehr nehmen!
Tipps für den Einkauf und die Lagerung
Zusammengefasst sind hier noch einmal Regeln zum Umgang mit dem MHD für euren Einkauf und die richtige Lagerung zuhause.
- Überprüft vor dem Einkauf, was für Lebensmittel ihr noch auf Vorrat habt.
- Entscheidet euch für das geeignete MHD je nach Zeitpunkt der geplanten Zubereitung, anstatt immer nach dem am längsten entfernten MHD zu suchen. (Es ist geplant, das morgen zu essen – ein nahes MHD ist in Ordnung.)
- Wählt die Packungsgröße nach eurem gewohnten Verzehr.
- Beachtet, die Kühlkette beim Transport der Lebensmittel nach Hause einzuhalten.
- Haltet die empfohlenen Lagerungsbedingungen ein.
- Schaut, riecht, schmeck! Lasst eure Sinne entscheiden.
Ihr möchtet noch mehr tun, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden? Dann schaut euch meine Videos an, in denen ich euch zeige, wie ihr euren Kühlschrank richtig einräumt und Lebensmittel haltbar macht! Probiert doch mal mein Pesto aus Gemüseblättern oder meine herzhafte Brot-Torte.